Mittwoch, 18. Februar 2015

Aschermittwochsszenen

In der Schülermesse

Personen: drei sehr geschwätzige jugendliche. ich.

Szene: Aschermittwoch. Eine typische Basilica minor im Südwesten Berlins, gefüllt mit Schülern jedes Alters; die Kommunion ist vorbei, die Orgel spielt ein modernes Danklied mit vielen Synkopen, ungewöhnlichen Harmonieen und sinnlosem Text, bestehend aus Partizipien; darum singt niemand mit. Hinter mir befinden sich drei sehr geschwätzige jugendliche und schwätzen.

jugendlicher 1 tippt mich an. He, Meister! Warum sind Sie eben nicht mit nach vorne gegangen?
ich. Weil ich’s am Sonnabend nicht zur Beichte geschafft habe.
jugendliche 2 grinst. Wie? Darf man dann etwa nicht zur Kommunion?
ich. Nein.
die drei jugendlichen blicken einander an. Kraß! Stimmt ja! Scheiße!
jugendlicher 1 zu mir. Aber das macht doch heute keiner mehr, oder?
ich. Wollt ihr lieber machen, was alle machen, oder wollt ihr lieber machen, was richtig ist? So, und jetzt ist hier mal bitte Ruhe im Karton!

Etwas später.

jugendlicher 3. Habt ihr schon mal gebeichtet?
jugendliche 2. Klar, du Hirni! Als wir zur Kommunion gekommen sind – da warst du doch auch bei!
jugendlicher 3. Ich trau’ mich das nicht.
jugendlicher 1. Du Baby! Dann kommen wir eben mit!
ich beiseite. Mission accomplished. :3




Nach der Messe

kaplan. Gesegnete Fastenzeit! Und bleiben Sie standhaft, wenn die Leute sagen, Sie hätten Dreck auf der Stirn! Seien Sie ein Zeichen!
ich. Alles klar, Herr Kaplan!

Draußen.

bäckereifachverkäuferin. Sie haben da Dreck uff der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

bettler. Du hast ja Dreck uff der Stirn!
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

alte dame. Sie haben etwas auf der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

busfahrer. Sie haben da Dreck uff der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

kind im bus. Papa, warum hat der Mann Dreck auf der Stirn?
vater. Weiß ich auch nicht.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

passant mit hund. Der beißt nich. Und Sie haben da Dreck uff der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

frau von der wohnungsvermietung. Wenn ich Ihnen das sagen darf: Sie haben da Schmutz auf der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

hausmeister. Sie haben da Dreck uff der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

nachbar. Na, Herr Nachbar? Da kommt Er ja schon wieder anjeloffen! Wieder nüscht zu tun? Aber dreckig hat Er sich jemacht – da: uff Seiner Stirne.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

mitbewohner. Du hast Dreck auf der Stirn.
ich. Das ist ein Aschenkreuz.

ich blicke in den Spiegel. Oh, was hab’ ich denn da auf der Stirn? Ach ja…!

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